Wieviele Spitzel?

Wieviele Spitzel benutzt der freieste Staat, den es je auf deutschem Boden gegeben hat? Eine Frage, die trotz aller Versuche, zum Beispiel durch die Grünen mit einer Anfrage im Bundestag, bis heute nicht geklärt ist. Sie ist von großer Bedeutung für die Einordnung der Bundesrepublik unter die demokratischen oder totalitären Staaten.

Dazu hat es bis heute keine befriedigende Antwort gegeben. Nicht einmal befriedigende Schätzungen. Hier soll versucht werden, diese Zahl abzuschätzen. Das Ergebnis dieser theoretischen Überlegungen deckt sich durchaus mit weit verbreiteten Erkenntnissen. Die veröffentlichte Zahlen ( in der Größenordnung von 10.000-20.000 Personen ), sind offensichtlich falsch und dienen ausschließlich dazu, die Öffentlichkeit zu täuschen.

Da Geheimdienste konspirativ aufgebaut sind, also jeder Geheimdienstler sein eigenes Netz, und jedes Mitglied dieses Netzes wiederum seine Zuträger hat, ist es möglicherweise selbst für den Geheimdienst schwierig, die Übersicht zu behalten. Andererseits kann es sich ein Inlandsgeheimdienst leisten, weniger konspirativ zu arbeiten als ein in der Spionage tätiger Auslandsgeheimdienst. Das läßt den Schluß zu, daß nur gesellschaftliche Mitarbeiter in entsprechend wichtigen Positionen in den Genuß der Konspiration, also der Geheimhaltung der "Nebentätigkeit" kommen, während der kleine Spitzel auf der Straße in einem entsprechenden Verzeichnis aufgeführt und sozusagen bei den Geheimdienstlern stadtbekannt ist. Worüber er sich allerdings in der Regel nicht im Klaren sein dürfte. Wer einmal von aktiven Maßnahmen der Geheimdienste betroffen war, ist in der Regel sehr erstaunt darüber, welchen enormen Aufwand diese betreiben können. Dieser Aufwand und das Erstaunen der Zielpersonen darüber wird bereits bei einer verdeckten Aktion aus dem Jahre 1958 berichtet. Aus diesem Aufwand läßt sich für den Betroffenen Rückschlüsse auf das Ausmaß der geheimdienstlichen Überwachung ziehen. Folglich gibt es zwei Gruppen von Personen, die dieses Ausmaß einschätzen können, nämlich Betroffene und Geheimdienstmitarbeiter, die bereits eine bestimmte Position erreicht haben. Die Mitarbeiter der Geheimdienste sind zum Schweigen verpflichtet. So bleiben nur die Zielpersonen der aktiven Maßnahmen.

Zuerst einmal muß man sich darüber im Klaren sein, wie viele gesellschaftliche Mitarbeiter man benötigt, um eine gegebene Zahl von Personen effektiv zu überwachen. Effektive Überwachung bedeutet, daß jede Person von mindestens zwei gesellschaftlichen Mitarbeitern "überprüft" wird, also Kontakt zu ihnen hat. Denn jede Information und jeder Bericht eines Geheimdienstlers bedarf ja der Bestätigung. Bei widersprüchlichen Berichten kann dann eine weitere Überprüfung durch anderen gesellschaftliche Mitarbeiter durchgeführt werden. Gesellschaftliche Mitarbeiter sind nun, das liegt in der Natur der Sache, in der Regel kontaktfreudig, kennen also viele Personen. Ein Bekanntenkreis von 100 bis 200 Personen dürfte nicht übertrieben sein. Wenn also jeder im Bereich eines Inlandsgeheimdienstes Kontakt zu mindestens zwei gesellschaftlichen Mitarbeitern hat und diese wiederum einen Bekanntenkreis von, sagen wir 200 Personen haben, dann kommt also auf 100 Personen ein gesellschaftlicher Mitarbeiter. Es würde also ein Prozent der Bevölkerung ihre Mitmenschen im Namen des Staates überwachen. Da eine Zahl von 200 Bekannten bewußt hoch angesiedelt ist, und sicherlich viele gesellschaftliche Mitarbeiter, zum Beispiel als Einflußagenten in den "gesellschaftlich relevanten Gruppen" und den Medien sitzen sowie in politisch aktiven Kreisen ( damit sind nicht nur die "Radikalen" und "Extremisten" gemeint, sondern natürlich jeder politisch denkende Einwohner ), und eine sehr viel dichtere Überwachung stattfindet, kann man davon ausgehen daß diese Zahl um einiges größer ist. So kommt man zwangsläufig bei einer Einwohnerzahl von 83 Millionen auf eine Anzahl der gesellschaftlichen Mitarbeiter in der Größenordnung von mindestens einer Million. Unter dieser Zahl ist eine effektive, also halbwegs flächendeckende Überwachung nicht machbar.

Da aber die Verpflichtung der Einwohner zu besonderer Loyalität sowie zum Schweigen, die mit einer Verpflichtungserklärung verbunden ist, einen besonderen Reiz für die Obrigkeit darstellt, kann wohl davon ausgegangen werden, daß Personen auch alleine deshalb angeworben werden, um ihnen den Mund zu verbieten. Diese "Mitarbeiter" des Staates haben dann natürlich einen sehr begrenzten Bekanntenkreis, denn sie sollen ja isoliert werden. Auch ist die Dichte der gesellschaftlichen Mitarbeiter bei aus der Sicht des Staates problematischen Gruppen sehr viel größer. Dies trifft in erster Linie auf rechtsextreme Gruppen zu, die teilweise zu 50% aus von Verfassungsschützern Angeworbenen bestehen sollen. Bei Linken und Autonomen wird man von einer Größenordnung von 10 - 15%, vielleicht sogar bis 25%, ausgehen können. Aber auch die Jugend im allgemeinen steht mit Sicherheit unter besonderer Beobachtung. Diese Zahlen beziehen sich nur auf den Inlandsgeheimdienst, also den Verfassungsschutz. Aber auch vom BND ist bekannt, daß er, entgegen seinem Auftrag, ein eigenes Spitzelnetz im Inland unterhält. Der Militärische Abschirmdienst bleibt bei diesen Überlegungen unberücksichtigt, da er sich, vermutlich, in der Regel auf sein Arbeitsgebiet, also die Bundeswehr, beschränkt.

Auf Grund dieser Überlegungen würde es mit Sicherheit niemanden mit dieser Materie Vertrauten überraschen, wenn die Zahl der gesellschaftlichen Mitarbeiter beträchtlich über der Zahl von einer Million liegen würde. Und tatsächlich sprach ein Fachmann von Millionen, nicht einer Million, als er sich auf die Zahl der Mitarbeiter bezog. Auch die Zahl 5 Millionen ist genannt worden. Sie erscheint auf jeden Fall, selbst für deutsche Verhältnisse sehr hoch. Andererseits kann man ein Mitglied eines Geheimdienstes folgendermaßen definieren: "Jeder der ein Dienstgeheimnis wahren muß ist Mitglied eines Geheimdienstes." Zur Wahrung des Dienstgeheimnisses ist jeder Beamte verpflichtet. Und zur Amtshilfe. Auch gegenüber den Geheimdiensten. Und bei einer Zahl von mehreren Millionen Beamten treibt das die Zahl der potentiellen Geheimdienstmitarbeiter hoch. Vielleicht liegt darin des Rätsels Lösung, daß viele Behörden nur relativ wenige Stunden in der Woche dem Bürger zur Verfügung stehen.

Und auf die Frage, ob viele Lehrer für den Geheimdienst arbeiten kam die Antwort: "Bei den Naturwissenschaften ist es nicht so schlimm." Das läßt tief blicken. Natürlich kann ein Lehrer, der seinen Schülern naturwissenschaftliche Zusammenhänge vermittelt und in den Arbeiten dieses Wissen überprüft, keine Berichte über deren politische und sonstige Einstellung liefern. Aber in den anderen Fächern? Das reicht von Politik und Geschichte bis zu den Sprachen. Offensichtlich besteht die Aufgabe der angeworbenen Lehrer aber nicht nur im Überwachen ihrer Schüler, sondern sie betätigen sich natürlich auch als Einflußagent des Staates, in der Beeinflussung der nächsten Generation von "Untertanen" im Sinne der Obrigkeit. Übrigens gibt es natürlich auch unter den Schülern gesellschaftliche Mitarbeiter, die wiederum ihre Lehrer überwachen...

http://www.totalitaer.de