Fotos die Lügen

Desinformation mit Bildern

„Aber unabhängig davon stößt man auf getürkte Fotos und historische Fälschungen überall dort, wo die Methoden der totalitären Propaganda Nachahmung finden, und in allen Ländern, wo Bilder um der politischen Einflußnahme, Steuerung, oder Erpressung willen verdreht werden: Und manchmal kann sogar für Journalisten oder Historiker, deren Hauptsorge nicht einmal unbedingt die Politik ist, die Versuchung verlockend sein, ein Bild "zurechtzumachen", um so die jeweils gewünschte Veranschaulichung hervorzubringen. Die Manipulation der Bilder wirft ebenso viele moralische Probleme auf wie die Manipulation der geschriebenen oder gesprochenen Sprache: Eine simple Ausschnittvergrößerung in der Presse kann die Bedeutung eines Bildes völlig verändern.“ ( Aus „Fotos, die lügen“ von Alain Jaubert, Frankfurt 1989, Seite 177 ).

Nun gibt es neben den bekannten Methoden zur Fälschung von Bildern, wie Retusche, Wahl eines entsprechenden Ausschnittes oder Fotomontage auch die Möglichkeit aus einer Vielzahl von vorhandenen Fotos, entsprechend dem Zweck, für den Betroffenen unvorteilhafte auszuwählen. Übler wird es, wenn man die Zielperson in Gegenwart von gesellschaftlichen Randgruppen wie zum Beispiel Punkern oder Rechtsradikalen fotografiert. Man kann diese Personen auf der Straße hinter dem Opfer herlaufen lassen, wobei ein zum deutschen Gruß erhobener Arm oder Steine in der Hand von Autonomen das Opfer in ein entsprechendes Licht rücken. Oder es stellt sich plötzlich heraus, daß ein Bekannter des Opfers ein alter Nazi ist, der auch den Drang verspürt, das Opfer mit deutschem Gruß zu begrüßen. Und schon hat man einschlägige Fotos.

Diese Fotos sagen natürlich nichts über das Opfer aus, sondern nur über die Mitarbeiter der Geheimdienste, denn die sind ja die Radikalen. Aber wenn diese Fotos jemandem vorgelegt werden, dann sieht er das Opfer in Begleitung entsprechender Randgruppen der Gesellschaft und es wird der (absichtlich) falsche Eindruck erweckt, daß die Zielperson zu ihnen gehört. Auch kann man dem Opfer ein einschlägiges Bild zeigen ( Hitler, Stalin oder auch unpolitische Bilder kompromitierenden Inhalts ) und sofort auf den Auslöser einer eigens zu diesem Zweck mitgeführten Kamera drücken. Solche Aktionen dauern, bei entsprechender Vorbereitung, und etwas Übung 2-3 Sekunden wie jeder selber ausprobieren kann. Dagegen kann man sich nicht wehren. Und schon wieder ein gelungenes Bild. Im Bedarfsfall zeigt man dann zwei oder drei dieser Bilder ( denn andere hat man dummerweise, leider, gerade nicht zur Hand... ). Also wenn selbst der Geheimdienst nur solche Bilder hat, dann muß es sich ja um einen ganz miesen Typen halten.

Man sieht also, daß es nicht unbedingt nötig ist, Bilder durch Fotomontage zu fälschen. Das Ziel kann eleganter erreicht werden, auch wenn das etwas mehr Arbeit macht und etwas Vorbereitung und Planung benötigt. Aber dafür erhält man ein „echtes“ Foto. Allerdings mit zweifelhaftem Aussagewert. Aber das muß man ja nicht jedem erzählen. Und wer fragt schon danach, wie ein Foto zustande gekommen ist. Denn was man selber gesehen hat, das existiert logischerweise auch. Denn seinen Augen kann man ja schließlich trauen.

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