Der Mord an Rudolf Diesel

Zum Verständnis der Hintergründe und des Motivs für den Mord an Rudolf Diesel ist es notwendig, etwas weiter auszuholen.

Rudolf Diesel wurde am 18. März 1858 als zweites Kind von Theodor Diesel (1830 – 1911) und dessen vier Jahre älterer Ehefrau Elise (1826 – 1897) in Paris geboren. Der gelernte Buchbinder Theodor Diesel war etwa zehn Jahre zuvor aus Augsburg fortgezogen und ausgewandert.

Er war also offensichtlich einer der unzähligen politischer Flüchtlinge, die sich nach dem Versuch einer bürgerlichen Revolution von 1848 aus den auch damals schon totalitären Deutschen Staaten nach Frankreich, Belgien, England oder in die USA in Sicherheit gebracht hatten.

In Paris arbeitete Theodor Diesel zunächst in einer Lederwarenfabrik und richtete dann selbst einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Lederwaren ein, der jedoch ständig vom Bankrott bedroht war. Seine Kinder- und Jugendjahre bis 1870 verbrachte Rudolf Diesel in Paris und Umgebung.

Als Frankreich wegen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 am 28. August 1870 alle Ausländer auswies, bemühte sich Theodor Diesel vergeblich um eine Aufenthaltserlaubnis in Paris. Am 4./5. September 1870 mussten auch Theodor und Elise Diesel mit ihren 14, 12 bzw. 11 Jahre alten Kindern Louise, Rudolf und Emma das Land verlassen.

Für die Dauer des Krieges zogen sie nach London, wo Elise Diesel vor der Eheschließung als Hausdame tätig gewesen war. Weil dort das Überleben schwierig wurde, schickten die Eltern den zwölfjährigen Rudolf zu seinem Onkel nach Augsburg. Im Juli 1871 kehren Diesels Eltern mit den beiden Töchtern nach Paris zurück.

Die Eltern verkaufen 1877 ihr Geschäft in Paris und übersiedeln nach München. Sicherlich auch wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Frankreich als Folge der hohen Reparationen, die die deutschen Staaten Frankreich nach dem Krieg abpressten.

Ab Oktober 1879 arbeitete Rudolf Diesel in der Maschinenfabrik der Gebrüder Sulzer (Herstellung von Lindes Eismaschinen) in Winterthur.

Im Januar 1880 holt er das Abschlußexamen an der Technischen Hochschule München nach (beste Leistung seit Bestehen der Anstalt).

Am 20. März tritt Diesel als Volontär in die neu gegründete Lindesche Eisfabrik in Paris ein, deren Direktor er 1881 wird. 1886 wird Diesels Geschäftsbereich auf Belgien ausgeweitet.

Nach zehn Jahren kehrt Rudolf Diesel am 21. Februar 1890 wieder nach Deutschland zurück. In den Jahren 1893-1897 wird der Dieselmotor in der Maschinenfabrik Augsburg unter finanzieller Beteiligung der Firma Friedrich Krupp entwickelt. Rudolf Diesel erhält ein Jahresgehalt von 30 000 Mark.

Am 21. Februar 1893 schließt er Lizenzverträge mit der Maschinenfabrik Augsburg und am 10. April mit Friedrich A. Krupp.

Dann folgen Lizenzverträge mit vielen ausländischen Firmen: Am 16. Mai 1893 mit den Gebrüdern Sulzer/Winterthur. Im April 1894 reist er nach Frankreich. Dann schließt er einen Vertrag mit der Maschinenfabrik Carels Frères im Belgischen Gent. 1895 erhält die Metallwarenfabrik Krupp in Berndorf die Lizenzen für Österreich. Im März 1897 schließt er einen Vertrag mit der schottischen Firma Mirrlees Watson Yaryan Co./Glasgow. Juni 1897 ist Diesel zur Gründung der französischen Gesellschaft für Dieselmotoren in Bar-Le-Duc. Im September/Oktober 1897 wird ein Vertrag mit Adolphus Busch, dem größten Bierbrauer Amerikas abgeschlossen.

Anfang 1898 zeigen sich dann Erschöpfungszustände bei Rudolf Diesel. Nach einem Nervenzusammenbruch im Herbst 1898 verbrachte er einige Zeit in der Heilanstalt Neuwittelsbach bei München.

Im gleichen Jahr werden in Amerika die ersten Dieselmotoren gebaut.

Von Januar bis März 1899 hält sich Diesel zur Erholung in Meran auf.

Im Mai reist er zu Verhandlungen zur Gründung neuer Motorenwerke nach Österreich-Ungarn.

Als er auf der Suche nach billigem Treibstoff im November 1899 zu den galizischen Ölfeldern reiste, litt er erneut unter heftigen Kopfschmerzen und Erschöpfungszuständen. Es zeigte sich eine zunehmende gesundheitliche Zerrütung.

Im 1900 Herbst wird die Diesel Engine Company in London gegründet. Auf der Weltausstellung in Paris wird der Dieselmotor mit dem Grand Prix ausgezeichnet. 1901 wird der erste in England gebaute Dieselmotor in Betrieb genommen. 1903 fährt Rudolf Diesel mit dem ersten Dieselschiff der Welt, einem französischen Kanalboot. 1904 führt er Gespräche mit den Gebrüdern Sulzer/Winterthur über Planung und Bau von Schiffsmaschinen und Thermolokomotiven.

Es folgt die erste Reise des Ehepaars Diesel in die USA mit dem Besuch der Weltausstellung in St. Louis. 1910 wird die Diesel Motor Company of America erweitert zur Busch-Sulzer Bros.-Diesel-Engine Company und Heinrich Dechamps erster Klein-Dieselmotor wird auf der Weltausstellung in Brüssel mit dem Grand Prix ausgezeichnet.

Im März 1912 reist das Ehepaar Diesel zum zweiten Mal nach Amerika und wird begeistert Empfangen. Im 1913 Juni empfängt Diesel in seiner Villa zahlreiche amerikanische Ingenieure. Er erhält eine Einladung zur Weltausstellung 1915 in San Francisco.

Am 29. September 1913 stirbt Rudolf Diesel – erst 55-jährig – unter mysteriösen Umständen bei einer Schiffsüberfahrt über den Ärmelkanal.

Er wollte am 30. September in London an einem Treffen der „Consolidated Diesel Manufacturing Ltd.“ teilnehmen und im englischen Ipswich einen Neubau der belgischen Maschinenfabrik von George Carels eröffnen, die sich auf Dieselmotoren spezialisiert hatte.

Als ihn seine Begleiter am 30. September morgens während der Überfahrt von Antwerpen nach Harwich auf dem Postdampfer »Dresden« wecken wollten, fanden sie seine Kabine leer und sein Bett unbenützt vor. Am 10. Oktober sah die Besatzung eines holländischen Bootes bei heftigem Seegang die Leiche Diesels im Wasser treiben – die offizielle Version lautete „Selbstmord“.

Aber alle erhältlichen Informationen sprechen gegen Selbstmord oder Unfall:

Ein Unfall wurde sofort ausgeschlossen. Denn die See war an dem Abend extrem ruhig und auch die Reling war so hoch, dass man - auch bei großer Unachtsamkeit - nicht darüber fallen konnte.

Als Rudolf Diesel am 29. September 1913 in Antwerpen an Bord des Postdampfers Dresden ging um nach Harwich überzusetzen, schien er guter Laune zu sein.

Die "Dresden" lief gegen Abend aus. George Carels, der Industrielle aus Gent, sein Chefkonstrukteur Alfred Luckmann und Diesel saßen beim Abendessen im Speisesaal. Die Begleiter unterhielten sich mit einem wohlgelaunten und sogar zu Scherzen aufgelegten Rudolf Diesel und wußten beim Gutenacht-Sagen nicht, daß sie ihn nie wieder sehen würden.

Am selben Tag, vier Uhr nachmittags, hat er an seinen Sohn geschrieben:
„Bin eben im Begriffe, mit Herrn George Carels über Antwerpen nach Harwich zu reisen. Morgen früh 6 Uhr Ankunft in Harwich, Fahrt nach Ipswich, Besichtigung der neuen Fabrik, nachmittags Fahrt nach London. Abends Dinner mit Ellis im Royal Automobil Club. Ich drahtete heute früh, daß ich doch in ,Keysers Royal Hotel' in London absteige, aus alter Gewohnheit. Dorthin sind also wichtige Mitteilungen zu richten."

Im Brief an seine Frau schrieb Diesel:
„Es ist sommerlich warmes Wetter, nicht ein Lüftchen regt sich. Die Überfahrt scheint gut werden zu wollen."

An die Tochter gingen die letzten Zeilen:
„Eben reise ich nach England ab, über eine für mich ganz neue Linie, Antwerpen, Schelde abwärts nach Harwich."

So schreibt niemand der sich umbringen will.

Rudolf Diesel wollte 1912 mit der "Titanic" nach Amerika fahren. Da Diesel keine Tickets mehr bekam, nahm er mit seiner Familie ein anderes Schiff und entkam so der Katastrophe. Als er vom Untergang des Schiffes erfuhr, war er geschockt. Immer wieder habe er zu seiner Frau gesagt: "Wenn nur einer gestorben wäre, was wäre dann aus den anderen geworden?" Das zeigt, daß Rudolf Diesel sich niemals selber umgebracht hätte. Er hätte niemals seine Familie allein gelassen.

Zwei Tage später gaben Carels und Luckmann beim deutschen Generalkonsul in London folgendes zu Protokoll:
"Herr Dr. Diesel ging in seine Kajüte, nachdem er den Steward beauftragt hatte, ihn am Morgen um 6.15 Uhr zu wecken. Wir standen um die gleiche Zeit auf und wunderten uns, als wir angekleidet waren, daß Herr Diesel noch nicht aus seiner Kajüte gekommen war. Da wir ihn auch im Frühstückssaal nicht fanden, klopften wir an seine Kajütentür. Da wir keine Antwort erhielten, traten wir ein und sahen, daß das Bett nicht berührt war. Sein Nachthemd lag gefaltet auf dem Bett und seine Reisebedarfssachen waren, soweit wir sehen konnten, alle vorhanden."

Die Schiffsleitung wurde verständigt. Eine erste Suche blieb ergebnislos. Niemand hatte Diesel nach seinem Weggehen aus dem Speisesaal gesehen. Niemand hatte beobachtet, wohin er gegangen war. Nach dem Anlegen in Harwich wurde der Vorfall sofort dem deutschen Vizekonsul mitgeteilt. Dieser ließ das ganze Schiff gründlich untersuchen. Ohne Erfolg. Es wurde angenommen, Diesel sei auf unerklärbare Weise über Bord gefallen. Die genauen Todesumstände wurden nie geklärt.

Seine Hinterbliebenen zweifelten die Selbsttötungstheorie jedoch stark an und glaubten an einen Mord. Diesel war damals 55jährig auf der Höhe seines Ruhmes. In Dutzenden von Maschinenfabriken in Europa und Amerika wurde sein Motor hergestellt. Mit dem Ertrag aus den Lizenzen war Diesel zum Millionär geworden.

Ein Unfall oder Selbstmord kann also mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Die Frage ist nur wie und warum Rudolf Diesel ermordet wurde.

In der ausländischen Presse wurde darüber berichtet, dass das Deutsche Kaiserreich Diesel angesichts des nahenden Krieges ermorden ließ, da dieser die Dieseltechnik auch an die rivalisierenden Nationen Frankreich und Großbritannien lizenzieren ließ.

Zum Beispiel schrieb man in Amerika: „..Schöpfer des Dieselmotors hingerichtet als Verräter, um U-Boot-Geheimnisse zu sichern". Weil die deutschen U-Boote damals schon mit Dieselmotoren ausgerüstet waren. Und: „Den Erfinder in die See geworfen, um Verkauf der Patente an englische Regierung zu verhindern."

Daß Rudolf Diesel wegen seiner Herkunft und wegen seines offenen Verhaltens gegenüber fremden Staaten von den deutschen Stellen mißtrauisch beobachtet wurde darf man als sicher voraussetzen:

Sein Vater war um 1848 aus politischen Gründen nach Paris gegangen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen ist er ihnen nicht freudig entgegengelaufen sondern ist nach London geflohen. Rudolf Diesel hat seine Kindheit und die ersten zehn Jahre seines Berufslebens in Paris verbracht. Noch während sein Motor in Augsburg entwickelt wird reist er in mehrere Länder und schließt dort Lizenzverträge zum Bau seines Motors ab. Darunter auch in Länder die der deutsche Staat als Feindstaaten ansieht.

Die politischen Ansichten Rudolf Diesels waren für einen totalitären und militaristischen Staat, wie es das deutsche Kaiserreich zweifellos war, untragbar. Insbesondere weil er international wegen seiner Leistung berühmt und geachtet war. So wollte ihn der amerikanische Präsident zum Beispiel eine ganz besondere Ehre zu Teil werden lassen und ihn auf die erste Fahrt durch den Panama-Kanal mitnehmen.

Diese Bekanntheit wollte Rudolf Diesel für seine Ideen nutzen. Er hatte sogar vor in die Politik zu gehen, um für mehr soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Eines seiner Ziele war es, dass die Arbeiter Anteile an den Betrieben bekommen.

Sein Gesellschaftskonzept hielt er in einem Buch mit dem Titel "Solidarismus" fest. Diese politischen Ansichten hat Rudolf Diesel wohl während der zehn Jahre angenommen, in denen er in Paris als Direktor der Lindesche Eisfabrik arbeitete.

Dafür, daß Rudolf Diesel vom deutschen Staat ermordet wurde, sprechen auch mehrere andere Tatsachen. Er ist von einem deutschen Schiff mit deutscher Besatzung spurlos verschwunden.

Fast 2 Wochen nach dem Verschwinden Rudolf Diesels ist eine Leiche auf dem Meer treibend gefunden worden, die schon in Verwesung übergegangen war. In den Kleidern der Leiche befanden sich noch eine Pastillendose, ein Portemonnaie, ein Taschenmesser und ein Brillenetui. Diese wurden vom Sohn Eugen Diesel am 13. Oktober in Vlissingen als seinem Vater gehörend identifiziert.

Die Leiche selber ist aber im Wasser gelassen oder wieder ins Wasser geworfen worden, anstatt sie an Land zu bringen.

Auch Viktor Glass, der den biographischen Roman "Diesel" über den Erfinder und Mechaniker geschrieben hat, geht von einem Mord wegen des Verkaufs der Dieselmotorentechnik an das Ausland aus.

Glass sagt: „Er ist zuerst mit Chloroform betäubt und dann brutal über die Brüstung ins Meer geworfen worden". Bis heute ist nicht geklärt, warum Diesel starb, aber Viktor Glass ist sich sicher, dass er nicht freiwillig ins Wasser sprang. „Diesel hatte sich sein Nachtzeug bereits akkurat zurecht gelegt und seine Taschenuhr so an der Wand der Kabine befestigt, dass er sie vom Bett aus sehen konnte. Das spricht definitiv nicht für Selbstmord", sagt der Autor.

Eine Theorie spricht laut Glass dafür, dass Diesel auf Befehl des deutschen Kaisers ermordet wurde. Er sei ja nur ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg gestorben, und Wilhelm II. habe Diesel-Schiffsmotoren für die Kampfeinsätze nutzen wollen. Diesel jedoch habe das nicht gewollt, - wenn, hätten alle Nationen die gleichen Chancen haben sollen, seinen Motor zu nutzen, erläutert Glass die Beweggründe des Erfinders. Deshalb habe er auch an andere Nationen Patente für seinen Motor verkauft. Mit eventuell tödlichen Folgen.

Der Autor geht davon aus, dass sich die deutsche Seite Rudolf Diesels entledigt hat. Und das, obwohl er zu den wichtigsten Erfindern Deutschlands gehörte. Ein Mann, der es trotz widriger Verhältnisse ganz weit nach oben gebracht hatte.

Dazu passen auch die Schwächeanfälle in den Jahren 1898 und 1899 nachdem Rudolf Diesel seine Lizenzen an mehrere ausländische Firmen verkauft hatte. Es würde ins Bild passen wenn diese Schwächeanfälle durch eine absichtliche fortgesetzte Vergiftung ausgelöst worden wären um ihn an Reisen ins Ausland zu hindern. Tatsächlich ist Rudolf Diesels danach weniger gereist und hat deshalb wohl auch weniger Lizenzen im Ausland vergeben.

Sehr Interessant ist die folgende Information von Viktor Glass: „Wie viele andere Intellektuelle zu seiner Zeit kam er dann plötzlich um". In der Tat gibt es Oppositionelle, die in dieser Zeit überraschend gestorben sind.

So der Berliner Richter Carl Twesten, der sich nach seiner Wahl in das Preußische Abgeordnetenhaus mit der Regierung wegen der Manipulation bei der Besetzung von Richterstellen anlegte und dafür strafrechtlich verfolgt wurde. Er lieferte sich mit Otto von Bismark ein erregtes Rededuell. In der folgenden Abstimung verlor Bismark mit 35 zu 283 Stimmen. Twesten starb während des Deutsch-Französichen Krieges am 14. Oktober 1870 in Berlin im Alter von nur 50 Jahren.

Es gibt noch andere deutliche Hinweise darauf, daß Diesel vom Deutschen Staat ermordet wurde. Bemerkenswert ist, wer alles als Auftraggeber des Mordes genannt worden ist. So wurde verbreitet, daß Rudolf Diesel im Auftrag von Ölproduzenten ermordet wurde. Es ist absolut unglaubwürdig, daß jemand der den Bau von Verbrennungsmotoren in vielen Ländern vorantreibt von der Ölindustrie ermordet wird.

Die Behauptung daß Diesel seine Motoren mit pflanzlichem Öl betreiben wollte und deshalb die Ölindustrie geringere Gewinne befürchtete ist unhaltbar, da pflanzliche Öle sehr viel teurer, also keine Konkurenz für mineralische Öle sind.

Auch die Behauptung daß Rudolf Diesel vom Englischen Geheimdienst beseitigt wurde ist ganz offensichtlicher Unfug. Kein Land ermordet jemanden der ihm eine neue Technologie anbietet.

Genau so aberwitzig ist die Behauptung dass Rudolf Diesel sich wegen seiner Überschuldung selbst das Leben genommen hat und auf dem Ärmelkanal über Bord gesprungen sei.

Die abgeschlossenen Verträge hatten Rudolf Diesel bereits mehrere Millionen eingebracht. Er pflegte einen großbürgerlichen Lebensstil und hatte mit seiner Familie im Frühjahr 1901 eine repräsentative Villa in München-Bogenhausen bezogen.

Selbst wenn er vorrübergehend über seine Verhältnisse gelebt hätte, so hätte er doch durch die Lizenzverträge ständig neue Einnahmen gehabt. Er war schließlich nicht auf der Flucht vor dem Gerichtsvollzieher, sondern unterwegs nach England um dort eine neue Fabrik, die seine Motoren bauen sollte, einzuweihen.

Aber gerade die Verbreitung mehrerer offensichtlich unzutreffender Gerüchte über mögliche Auftraggeber für den Mord an Rudolf Diesel lassen eine gezielte Vertuschungsaktion erkennen. Das macht einen Mord im Auftrag des einzigen Verdächtigen mit einem echten Motiv, nämlich des Deutschen Staates erst recht wahrscheinlich.

Mit seinem 1903 veröffentlichtes Buch "Solidarismus, natürliche wirtschaftliche Erlösung des Menschen" hat sich Rudolf Diesel ebenfalls unbeliebt gemacht. Darin heißt es: „Eine ungeheure Sehnsucht nach Besserem und Höherem erfüllt die Menschheit, alles sehnt sich nach Gerechtigkeit und Liebe.

Rudolf Diesels Vorstellungen von einer genossenschaftlichen Gesellschaftsordnung stießen jedoch auf Desinteresse, Ablehnung und Spott. Das war möglicherweise bereits die Folge einer gezielten Zersetzungskampagne um ihn politisch zu isolieren.

Darunter litt er sehr, denn die Sozialreform hielt er für wichtiger als seinen Motor. Zitat Rudolf Diesel: „Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“

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