Zur Wirkung der elektromagnetischen Zentimeterwellen auf das Nervensystem des Menschen ( Radar )

Šercl, M. et al.
In : Zeitschrift für die gesamte Hygiene und ihre Grenzgebiete 7 :897-906, 1961

(...) Die spezifische Wirkung der Wellen bildet noch einen Gegenstand der Diskussion.
Eine Reihe von Autoren führt bestimmte Symptome an, die sie als charakteristisch für die Wirkung der Zentimeterwellen halten. Am häufigsten werden bei den Arbeitenden Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schwindelanfälle, gereizte Stimmung, Gedächtnisverlust, Ermüdung, Verlust von Fähigkeiten zu einer Geistesarbeit, Änderungen in der Tätigkeit des Herz- und Gefäßsystems, Appetitlosigkeit beschrieben. (...)
Wir haben zwei Gruppen von Arbeitern, die sich durch den Charakter der Arbeit bedeutend unterscheiden, beobachtet.

Die erste Gruppe ( Arbeiter der technischen Kontrolle ) kontrolliert den Gang der Apparate in einer abgeschlossenen Kabine bei vollkommener Abschirmung oder bei einem offenen vorderen Guckloch. Bei der Arbeit außerhalb der Kabine hält sich der Arbeiter immer hinter der Antenne oder bewegt sich in der Umgebung der Antenne in einem Kreis von etwa 50 m, meistens außerhalb des Hauptstrahls. (...)

Die zweite Gruppe von Angestellten ( Arbeitende der Forschungsabteilung ) hatte einen wesentlich anderen Arbeitscharakter. Die Angestellten dieser Gruppe arbeiten an neuen Apparatetypen, meistens in Laboratorien oder bei Proben im Terrain. Es gibt bei ihnen keine regelmäßige Strahlungsexposition wie bei den Arbeitern der ersten Gruppe, mit der Strahlung kommen sie nur stoßweise einige Male im Monat in Berührung, dann aber meistens während der ganzen Arbeitszeit. (...) Wesentlich unterscheidet sich (...) die Intensität des elektromagnetischen Feldes, der diese Angestellten im Vergleich mit der ersten Gruppe ausgesetzt sind. Die Intensität erreicht hier bis zum Hundertfachen und noch mehr als bei der ersten Gruppe, und ordnungsgemäß bewegt sie sich im Durchschnitt in Zehnern von Mikrowatt pro Quadratzentimeter. Es kommt aber nicht selten vor, dass der Angestellte bei seiner Arbeit vor der Antenne in großer Nähe derselben durch die volle Leistung des Apparates getroffen wird. Bei einigen Typen von Apparaten entweicht aus den Elektronenröhren die weiche Röntgenstrahlung in der Intensität von 0,02 bis 0,08 r/Stunden. Dieser Strahlung werden aber nur die einzelnen Angestellten unregelmäßig ausgesetzt, und sie übersteigt nicht die geduldete Wochendosis von 0,3 r.

Fassen wir die hygienische Einschätzung der Arbeitsstätten beider untersuchten Gruppen zusammen, so ergibt sich klar die verschiedenartige Weise ihrer Arbeit. Während die erste Gruppe ein regelmäßiges Arbeitsprogramm besitzt, und während bei ihr verhältnismäßig genau im Laufe des ganzen Jahres die Exposition mit einer verschiedenen Intensität der elektromagnetischen Strahlung mit einem Maximum bis zu 300 Mikrowatt / Quadratzentimeter festzustellen ist, ist die zweite Gruppe bei ihrem verschiedenen Arbeitsprogramm der Strahlung nur stoßweise ausgesetzt, jedoch in der Intensität 100 und sogar mehrfach. Vom Standpunkt der Arbeitshygiene ist diese zweite Arbeitsstätte viel gefährlicher als die Erste. (...)

Wenn wir unsere Gruppe von 36 mit elektromagnetischen Zentimeterwellen Arbeitenden beobachten, sehen wir, dass wir bei niemandem von ihnen ernstere Zeichen einer organischen Erkrankung des Zentralnervensystems festgestellt haben. Es kam jedoch eine ganze Reihe von subjektiven Beschwerden vor, wie z.B. Ermüdung, Schläfrigkeit, Kopf- und Augenschmerzen, hauptsächlich nach der Arbeit mit elektromagnetischen Wellen. In den objektiven neurologischen, elektroenzephalographischen Befunden und an den Augen haben wir kleine Abweichungen von den physiologischen Befunden festgestellt.
( Relevante Daten der Tabelle 3 )

Mit Radar beschäftigte (36)
Kontroll-
Gruppe (36)
Insgesamt
Technische
Kontrolle
(12)
Forschungsstätte

(24)

Augen- und Kopfschmerzen
13
4
9
4
Müdigkeit
18
5
13
2
Schläfrigkeit
10
1
9
1

(...) Die elektroenzephalographischen Befunde bei den Radaristen haben im Vergleich mit der Kontrollgruppe ein signifikantes Vorkommen von neurotischen Erscheinungen gezeigt. (...) Durch den Vergleich beider Gruppen haben wir in der Arbeitergruppe der Forschungsabteilung ein signifikantes Vorkommen der Ermüdung (P<0,001), Schläfrigkeit (P<0,01) und teilweise auch der Kopf- und Augenschmerzen (P<0,05) gegenüber der Arbeitergruppe der technischen Kontrolle festgestellt. In den übrigen neurologischen und elektroenzephalographischen Befunden und in den Augenbefunden wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Arbeitergruppen festgestellt.

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