Abhören und Überwachung mit Radartechnik

Von besonderer Bedeutung in der Hochfrequenztechnik sind Resonanzeffekte der elektromagnetischen Wellen mit den verschiedensten Körpern die sich in ihrem Bereich befinden. Resonanzen treten dann auf, wenn sich ein leitfähiger Körper, also zum Beispiel ein Metallgegenstand oder ein menschlicher Körper in einem Hochfrequenzfeld befindet. Die Bedingungen für die Resonanz findet sich zum Beispiel in: "Electromagnetic Fields and the Life Environment" von Karel Marha und Jan Musil, San Francisco 1971 auf Seite 30:
"Wenn die Abmaße eines Teils eines bestrahlten Objektes vergleichbar ist mit der Wellenlänge ( zum Beispiel ein ganzzahliges Vielfaches der Hälfte der Wellenlänge ) können dort stehenden Wellen" ( also Resonanz mit der einwirkenden elektromagnetischen Welle ) "auftreten."

Die Resonanzeffekte erleichtern die Energieübertragung. Aus diesem Grund haben zum Beispiel die Antennen von Funk- und Radiogeräten eine auf die jeweilige Frequenz abgestimmte Länge. Die Antenne wird also in der Regel im Resonanzbereich der verwendeten elektromagnetischen Wellen betrieben, so dass die Antennen von Radioempfängern für den UKW Bereich im allgemeinen eine Länge von ca. 75 cm besitzen.
"Bei Resonanz kann die aufgenommene Energie die des den reinen Körper bestrahlende Energie übersteigen. Bei Resonanz kann die effektive elektrische Oberfläche eines verlustbehafteten Ziels niedriger elektrischer Leitfähigkeit um eine Größenordnung größer sein als ihre physikalische Fläche" ( Justesen, D.R., Microwaves and behavior, in: American Psychologist 30: 391-401, 1975 )

Im Allgemeinen wird die Querschnittsfläche des menschlichen Körpers für Radargeräte mit ca. 1 Quadratmeter angegeben ( z.B.: M.I. Skolnik, Introduction to Radar Systems, New York 1980, Seite 44 ). Aber im Resonanzfall, also bei 70 MHz bis 80 MHz ( Wellenlänge ca. 4m ) beträgt die Radarfläche des Körpers nach der von Jürgen Göbel in: Radartechnik - Grundlagen und Anwendungen, Berlin 2001 angegebenen Formel für einen zum Hochfrequenzfeld senkrechten Dipol dessen Länge der Hälfte der Wellenlänge enstpricht:
0,22 x Wellenlänge/hoch 2
also 0,22 x 4m/hoch2
also 0,22x 16m/hoch2
also ca. 3 Quadratmeter

Wie man sieht ist also der Resonanzfall in der Hochfrequenztechnik von ganz besonderer Bedeutung. Für den menschlichen Körper werden verschiedene Resonanzfrequenzen angegeben: "Die Resonanzfrequenz des menschlichen Kopfes liegt zwischen 400 und 500 MHz während in der Längsachse des Körpers die Resonanzfrequenz und damit die höchste Absorption elektromagnetischer Wellen für geerdete Körper um 35 MHz und für isolierte Körper um 70 MHz liegt. In den Achsen des Körpers von vorne nach hinten und von rechts nach links liegt die Resonanzfrequenz zwischen 135 MHz und 165 MHz." ( W.R. Adey: Tissue interactions with nonionizing electromagnetic Fields, (S.455), in: Physiological Reviews, Vol 61, Bethesda, 1981, Seiten 435-514 )

oder:
"Für Frequenzen zwischen dem vier- und dem neunfachen der Resonanzfrequenz für die E Konfiguration" ( Anmerkung: also das elektrische Feld in der Höhe des Menschen ) "gibt es relativ geringe Unterschiede in der Absorptionsrate für alle 3 Polarisationen. Für Menschen entspricht das den Frequenzen zwischen 250 und 550 MHz." (Maria A. Stuchly: Health Aspects of Radio Frequency and Microwave Radiation Exposure. Part 1, Seite 34 Ottawa 1977 )

Aber nicht nur die einzelnen Körperglieder bis hin zu den Fingern haben ihre jeweilige von der Größe abhängende Resonanzfrequenz, sondern auch die inneren Organ und die Hohlräume des Körpers. Auch bei ihnen ist die jeweilige Resonanzfrequenz von der Größe abhängig. So ist die Resonanzfrequenz des Herzens höher als die des Brustkorbs. Wenn der menschliche Körper mit einer Resonanzfrequenz für ein bestimmtes Organ bestrahlt wird, so nimmt dieses besonders viel hochfrequente Energie auf und strahlt diese dann auch wieder ab. Das heißt also, dass das entsprechende Organ oder Körperteil mit Hilfe seiner Resonanzfrequenz besonders gut vom Radar erfasst werden kann.

Daraus folgt, dass Zustandsänderungen des betreffenden Organs oder Hohlraumes des Körpers sich mit Hilfe seiner jeweiligen Resonanzfrequenz besonders gut verfolgen und von Störungen durch andere Einflüsse auf die Radiofrequenzstrahlung trennen lassen. Vor allem Änderungen die die Resonanzfrequenz des Organs oder Hohlraumes betreffen wirken sich besonders aus. Wenn sich die Größe des Herzens während des Pumpvorgangs verändert, verändert sich auch die vom Herzen aufgenommene und wieder abgestrahlte Energie. Die wieder abgestrahlte Energie ist also mit der Pumpfrequenz des Herzens amplitudenmoduliert. Diese Modulation lässt sich mit dem Radarempfänger demodulieren, so dass man den Pumpvorgang besonders gut beobachten kann.

Beim Sprechen wird der entstehende Schall zuerst in Körperschall, also vor allem in Schwingungen des Schädels, aber auch der anderen Körperhohlräume umgewandelt, und dann an die umgebende Luft abgegeben. Auch diese Schwingungen des Schädels und der anderen Körperhohlräume beeinflussen natürlich die jeweilige Resonanzfrequenz des Schädels und der Hohlräume des Körpers. Wenn nun zum Beispiel der Kopf mit seiner ungefähren Resonanzfrequenz bestrahlt wird, dann ist die von ihm wieder abgestrahlte Sekundärstrahlung mit der Sprache amplitudenmoduliert. Auch diese Modulation lässt sich demodulieren und so die Sprache der betreffenden Person hörbar machen, und zwar unabhängig von Umgebungsgeräuschen, da diese, verglichen mit der eigenen Sprache, auf den Körperschall nur relativ geringen Einfluß haben.

Es ist durchaus vorstellbar, dass man so das Flüstern einer Person, die sich neben einem startenden Flugzeug befindet, abhören kann. Eine solche Abhörmaßnahme ist auf große Entfernung durchführbar. Sie entspricht im Prinzip der von den Russen beim Abhören der amerikanischen Botschaft in den 40er Jahren verwendeten Technik mit dem passiven Mikrofon ( siehe Sender ). Nach der Entdeckung dieses Mikrofons wurde von den Russen dann wohl das gerade beschriebene Radarabhören verwendet, dessen Radiofrequenzstrahlung unter der Bezeichnung "Moskauer Signal" bekannt wurde.

Zum Abhören mit Hilfe der Radartechnik kann man ein ungepulstes oder ein gepulstes Signal verwenden, wenn die Pulswiderholrate höher ist als die Frequenz der Sprache, also zum Beispiel 25 000 oder 50 000 Pulse pro Sekunde beträgt ( der für den Menschen hörbare Frequenzbereich liegt zwischen einigen 100 und 20 000 Hertz. Es wird dann die Änderungen der Stärke der einzelnen Pulse ausgewertet. Auch das Signal muß nicht aus einer einzigen Frequenz bestehen, sondern kann ein Hochfrequenzpuls mit einem breiten Frequenzspektrum sein, wie es zum Beispiel beim Terrascan Verfahren verwendet wird. In diesem Fall wird dann das ganze Signal auf verwertbare Modulation untersucht. Prinzipiell lässt sich so jeder Hohlraum in ein Mikrofon verwandeln, das mit Hilfe eines Radargerätes ausgelesen werden kann. Die entsprechende Modulation kann, auch wenn sie sehr schwach ist, durch entsprechende Verstärkung hörbar gemacht werden.

Dieses Abhörverfahren ist sicher auch in der Lage auf große Entfernungen und durch eine bedeutende Zahl von Hindernissen hindurch Gespräche zu belauschen. Es sei an die Radaranlagen erinnert, die von den Geheimdiensten zum Beispiel auf der Wasserkuppe in der Rhön und auf dem Teufelsberg im Berliner Westen betrieben wurden, um die DDR auszuspionieren.

Die Bedeutung der Resonanzfrequenz wurde bisher bei Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Radartechnik und der biologischen Wirkung von Radiofrequenzstrahlung viel zu wenig berücksichtigt.
Sicherlich hat jeder Mensch, abhängig von seiner Größe und der Größe seiner Gliedmaßen, Organe und Körperhohlräume eine charakteristische Radarsignatur. Das bedeutet, dass ein Hochfrequenzimpuls, der aus einem breiten Frequenzspektrum besteht, durch jede Person geringfügig anders beeinflusst wird. Vor allem das Verhältnis zwischen den Stärken der verschiedenen Frequenzbereiche der vom jeweiligen Körper abgestrahlten Sekundärstrahlung ergibt wohl verwertbare Informationen, um Personen zu unterscheiden. Über die unterschiedlichen Resonanzfrequenzen verschiedener Personen wurde schon 1960 im Zusammenhang mit der biologischen Wirkung von Radiofrequenzstrahlung berichtet:
"In einem vorangegangenen Experiment zeigte sich in ziemlich beunruhigender Weise, dass keine hohe Leistung nötig ist um eine Wirkung im menschlichen Nervensystem hervorzurufen. Tatsächlich schien es als ob es eine Art von Resonanzfrequenz für jede einzelne Person gibt." (Tom Jaski: "Radio waves and Life" in: Radio-Electronics, September 1960, 43-45 )

Über das direkte Abhören von Körperschall durch das Ausmessen von Bewegungen der Körperoberfläche finden sie hier Informationen:
Der Lauscher an der Wand
Radar flashlight for through-the-wall detection of humans

Weitere Informationen:
Through-Wall Radar

http://www.totalitaer.de